Die Fahrradbranche ist momentan an einem sehr interessantem Punkt. Das E-Bike ist schon längst eine Erfolgsgeschichte, dennoch positionieren sich neue Hersteller in diesem Markt und kämpfen um Anteile. Das sind zum einen junge StartUps, zum anderen aber auch etablierte Player aus der Automotive-Industrie wie die ZF Micro Mobility. Was alle gemeinsam haben: Das Thema digitale Funktionen am Rad spiegel einen wichtigen Teil des Produktes wieder.
In meiner Zusammenarbeit mit der ZF Micro Mobility (E-Bike Spin-off der ZF AG) ging es vor allem darum, digitale Funktionen zu entwickeln, bewerten und in eine stimmige Strategie zu gießen. Dabei war es wichtig, nicht nur die Interessen der ZF Micro Mobility zu wahren, sondern auch gleichzeitig die Wünsche der Bike-Hersteller und Anbieter von Software-Komponenten zu berücksichtigen.
Der Prozess war vor allem dadurch geprägt, dass viel Übersetzungsarbeit zwischen den einzelnen Parteien notwendig war. Die Bike-Industrie hat über ihre gesamte Geschichte hinweg bestimmte Arbeitsweisen etabliert, die zwar für die Herstellung eines Bikes perfekt passen, für das Entwickeln von digitalen Lösungen aber nicht optimal sind. D.h. Verständnis für Vorbereitungstätigkeiten, Zeiten und natürlich auch Kosten für Software, musste zunächst geschaffen werden.
Ein sehr wichtiger Teil war es, die zahlreichen Ideen zu priorisieren und auf ihren Nutzen hin zu untersuchen. Keine leichte Aufgabe, da natürlich viele Personen in diesem Projekt selber Fahrradfahrer sind und persönliche Interessen haben (mich eingeschlossen). Schlüssel dazu war es immer wieder konkrete Stories zu schaffen, die bildlich den Nutzen des zukünftigen Features zeigen. Abstrakte Begriffe haben in diesem Projekt regelmäßig zu Missverständnissen geführt.
Als Resultat dieses Prozesses und Methoden aus dem Produktmanagement, die wir für unsere Situation angepasst haben, konnten wir eine stimmige Strategie und Roadmap schaffen. Ebenso ein Big Picture, welches für alle Beteiligten einen guten Entwicklungsstart ermöglich hat. Trotz des sehr technisch ausgerichteten Projektes, spielt auch hier Kommunikation und Positionierung eine wichtige Rolle. Das Fahrrad ist ein sehr emotionales Produkt, mit dem die Kunden viele Erfahrungen verbinden. Ein holistischer Ansatz war hier umso wichtiger.